„USA Today“: Beißender Leitartikel zu Trumps Verhalten

In den Vereinigten Staaten hat ein ungewöhnlich scharfer gegen Präsident Trump gerichteter Leitartikel der Herausgeber von „USA Today“, einer der auflagenstärksten Tageszeitungen der USA, großes Aufsehen erregt.

USA Today erreicht täglich ca. 7 Millionen Leser und ist – im Unterschied zu eher „liberalen“ Blättern wie New York Times oder Washington Post – normalerweise für absolute politische Neutralität bekannt. Daher traute man seinen Augen kaum, als in der Ausgabe vom 12. Dezember 2017 in einem Editorial des Herausgeberteams zu lesen war, der Präsident sei nicht einmal geeignet, „in Obamas Bibliothek die Toiletten zu putzen oder George W. Bush die Schuhe zu polieren“.

Der Grund, weshalb die acht Mitglieder des „Editorial Boards“ der Zeitung jegliche Zurückhaltung aufgegeben hatten, war eine Äußerung Trumps in einer seiner berüchtigten Twitter-Botschaften am gleichen Tage. Die demokratische Senatorin Kirsten Gillibrand (New York) habe, als er noch Geschäftsmann war, in seinem Büro um finanzielle Beiträge für ihre Wahlkampagne „gebettelt“ und „hätte alles dafür getan“, sie zu bekommen.

Die Herausgeber von USA Today verstanden dies – vermutlich zurecht – als klare Andeutung des Präsidenten, die Senatorin würde als Gegenleistung für Wahlkampfspenden auch „sexuelle Gefälligkeiten“ gewähren. Sie fragten sich in der Überschrift zu ihrem „Editorial“, ob Trumps Tiefpunkte wohl jemals eine Talsohle erreichen würden, vermuteten indes, er werde wohl immer einen noch tieferen Punkt finden.

Ihr Fazit: „Ein Präsident, der eine Senatorin praktisch als Hure bezeichnet, eignet sich nicht einmal, in Obamas Präsidentenbibliothek die Toiletten zu putzen oder George W. Bush die Schuhe zu polieren“. 

Trump vergieße „bewusst das Benzin sexistischer Sprache“ und entzünde es schadenfroh, wohl wissend, dass es „in einem Land, das gerade in einem MeToo – Moment taumelt, in Flammen aufgehen wird“.

Es gehe nicht um Unterschiede in den politischen Vorstellungen, die mit allen Präsidenten bestehen würden, oder um die Enttäuschung über manche ihrer Entscheidungen. Auch Obama und Bush hätten Versprechen gebrochen und Unwahrheiten verkündet, aber an ihrer grundlegenden Anständigkeit habe es nie einen Zweifel gegeben.

Donald Trump hingegen sei „ein einzigartig grässlicher Mann“ („uniquely awful“). Sein abscheuliches Verhalten wirke zersetzend auf die Führung des Landes, deren Fundament gemeinsame Werte und das Einverständnis der Regierten seien.

Die Nation suche und erwarte keine perfekten Präsidenten, und einige von ihnen seien gewiss mit schwerwiegenden Mängeln behaftet gewesen. „Aber ein Präsident, der eine derartige Nichtachtung für Wahrheit, für Ethik, für die grundlegenden Verpflichtungen seines Jobs und für Anstand gegenüber anderen zeigt, versagt beim Kern dessen, was Amerika immer großartig gemacht hat.“  

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