Unsere Meinung ist frei

Die absolut gültige zeitgemäße Nachdichtung dieses wunderbaren Volksliedes stammt aus der Feder von Konstantin Wecker. Angesichts des 75jährigen Jubiläums unseres Grundgesetzes habe ich mal versucht, einen anderen aktuellen Aspekt zu beleuchten.

1) Uns’re Meinung ist frei,
drum soll’n wir sie sagen.
Was wir meinen, ist einerlei,
man muss es ertragen.
Was er denkt, soll jeder sagen,
ob er darf, soll er nicht fragen,
was immer es sei,
uns’re Meinung ist frei.

2) Ich sage, was ich seh,
und wie ich’s verstehe,
und hab‘ ich ne Idee,
will ich sie aussähen.
Was ich denke, will ich sagen
zu allerlei Fragen,
und ich bleibe dabei,
meine Ansichten sind frei.

3) Viele Menschen in uns’rem Land
scheu’n sich offen zu reden.
Es ist ihnen zu riskant,
fürchten ausgegrenzt zu werden.
Sie denken, sie dürfen
ihre Meinung nicht frei sagen,
sondern fragen sich dann,
kommt, was ich sagen will, gut an?

4) Vor allem die Politik,
die erzeuge so ein Klima,
in unserer Republik,
das sei überhaupt nicht prima.
Da träfen Gedanken
auf handfeste Schranken,
uns’re Meinung, die sei
gar nicht wirklich mehr frei.

5) Denn es gebe da eine Mehrheit,
die präge, was korrekt ist.
Sowas nennt man seit ein’ger Zeit
political correctness.
Wäre jemand so verwegen
und stellte sich dagegen,
dann käme gleich herbei
uns’re Meinungspolizei.

6) Die Mehrheit gibt also vor,
was zu denken, was zu tun ist.
Den Leuten geht das ins Ohr,
zeigt ihnen, was opportun ist.
Auf dass man sie bloß nicht
im Freundeskreis ächtet.
Auf diese Weise gedeiht
bei uns Duckmäuserei.

7) Ich werde keinen Menschen
je persönlich beschimpfen,
werde keine andere Meinung
mit meinen Worten verunglimpfen.
Doch ich lass meinen Gedanken
keine Zügel anlegen.
Ich bleibe mir treu,
was ich denke, sag’ ich frei.

M.W.

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