Amerikanische Psychiater bezweifeln öffentlich Trumps Amtsfähigkeit

 

In einem Schreiben an die New York Times, das die Zeitung am 13. Februar 2017 veröffentlichte, bringen 33 US-amerikanische Psychiater und Psychoanalytiker ihre Überzeugung zum Ausdruck, Donald Trump sei infolge seiner gravierenden emotionalen Instabilität außerstande, das Präsidentenamt auszuüben.

Sie beziehen sich zunächst auf einen Meinungsbeitrag des New-York-Times-Kolumnisten Charles M. Blow vom 9. Februar 2017 (s.u.), der Trumps fortwährendes Bedürfnis beschrieben hatte, Opposition gegen ihn „am Boden zu zermahlen“ („He always wants to grind the opposition underfoot“). Diese Besorgnis würden sie als „mental health professionals“ teilen.

Das Schweigen der Mental-Health-Organisationen des Landes sei auf eine selbstauferlegte Entscheidung der American Psychiatric Association aus dem Jahre 1973 zurückzuführen, Personen des öffentlichen Lebens nicht psychiatrisch zu beurteilen – die sogenannte Goldwater Rule. Aber dieses Schweigen habe zur Folge, dass man es in dieser kritischen Zeit unterlasse, die eigene Expertise besorgten Journalisten und Kongressabgeordneten zur Verfügung zu stellen. „Wir fürchten, es steht zuviel auf dem Spiel, als dass weiteres Schweigen gerechtfertigt wäre.“

Die Psychiater fahren fort,

Mr. Trumps Reden und Handlungen zeigen die Unfähigkeit, Ansichten zu tolerieren, die von seinen eigenen abweichen, was [bei ihm stattdessen] wütende Reaktionen nach sich zieht. Seine Äußerungen und sein Verhalten legen eine tiefgreifende Unfähigkeit nahe, sich [in andere Menschen] einzufühlen. Personen mit diesen Eigenschaften verzerren die Realität, damit sie ihrem psychischen Zustand entspricht, indem sie Tatsachen nicht wahr haben wollen und diejenigen angreifen, die diese Fakten offenlegen (Journalisten, Wissenschaftler).

Bei einer mächtigen Führungspersönlichkeit nehmen diese Angriffe wahrscheinlich weiter zu, wenn sich ihr persönlicher Größenmythos zu bestätigen scheint. Wir glauben, dass die gravierende emotionale Instabilität, die sich in Mr. Trumps Redeweise und in seinen Handlungen äußert, ihn unfähig macht, zuverlässig als Präsident zu fungieren. („We believe that the grave emotional instability indicated by Mr. Trump’s speech and actions makes him incapable of serving safely as president“).

Außerdem:
  • Trump’s Leading Rivals Wear RobesCharles M. Blow – New York Times (Opinion Pages), 09.02.2017
    • „In the same way and for the same reason Trump is attacking the press, he is attacking the courts: They are the only real checks on his power and raging ego, while most congressional Republicans sit on their hands and swallow their pride. The only courts or press that Trump sees as legitimate are those that bow to his will. All others are fake, very, very dishonest, unfair or some such. Trump’s intent here is to besmirch the means and motives of his opponents, to drag them down from their perches of principle, to make them more vulnerable to grievous political injury. He always wants to grind the opposition underfoot. This is how democracy slips away, not always by a singular eruption, but sometimes by slow, constant erosion, the way the river carves itself into the rock. – This is not the behavior of a man who respects the independence of the judiciary or who grants any “deference to separation of powers,” as Obama improvised in 2010. This is a tyrant who sees power as a zero-sum game: The exercise of it by another branch means diminution of his own. He doesn’t want to be president, but emperor.“
  • Donald Trump und der republikanische Wähler – Denkraum, 09.02.2016
    • „Der Erfolg eines Rechtspopulisten wie Donald Trump beruht letztlich auf der Mentalität seiner Anhänger. Trumps rüdes, selbstherrliches Auftreten als Ausdruck seiner narzisstischen Persönlichkeitsstruktur und die psychische Struktur seiner republikanischen Wähler passen zusammen wie ein Schlüssel zum Schloss.“
  • Präsident Donald Trump: Chronik eines vorhersehbaren Scheiterns – Denkraum, 23.01.2017
    • „Aus psychologischer Sicht wird die Prognose begründet, Donald Trump werde noch vor Ende seiner Amtszeit scheitern, weil er aufgrund seiner gravierenden Persönlichkeitsstörungen dem Präsidentenamt nicht gewachsen sein wird, was im Laufe der Zeit auch für eine breite Öffentlichkeit zunehmend erkennbar werden wird. Die Folgen der narzisstischen und paranoiden Persönlichkeitsanteile Donald Trumps für seine Amtsführung werden beschrieben, ebenso seine erheblichen Arbeitsstörungen.“
  • Präsident Donald Trump: Chronik eines vorhersehbaren Scheiterns (2) – Denkraum, 01.02.2017
  • Was sieben Tweets über den US-Präsidenten aussagen – Denkraum, 03.02.2017
    • „Donald Trump reguliert und steuert sein Handeln nicht nach Kriterien der Venunft und Rationalität, sondern reagiert impulsiv so, wie seine Emotionen es ihm vorgeben. Die Konsequenzen, die seine emotionalen Spontanreaktionen nach sich ziehen, bleiben unberücksichtigt. Der gegenwärtige Präsident der Vereinigten Staaten verfügt nicht über einen freien Willen auf der Grundlage von Selbstkontrolle und rationaler Überlegung. Er ist ein Getriebener seiner jeweiligen psychischen Bedürfnisse und Impulse, die sehr häufig aggressiv getönt sind. Auf diese Weise ist er eine ständige Provokation und eskaliert jeden Konflikt. Das macht ihn brandgefährlich.“
  • How Many Days Before President PenceRonald L. Feinman – Newsweek, 19.02.2017
    • „The vice president could make a convincing case it is too risky to leave Trump in power.“
    • „Many foreign policy professionals are shaking their head at Trump’s inappropriate behavior and language every time he speaks in public, or issues a Twitter comment, and his instability and recklessness.“
    • „In any case, it seems likely that Donald Trump will be leaving the Presidency at some point, likely between the 31 days of William Henry Harrison in 1841 (dying of pneumonia) and the 199 days of James A. Garfield in 1881 (dying of an assassin’s bullet after 79 days of terrible suffering and medical malpractice). At the most, it certainly seems likely, even if dragged out, that Trump will not last 16 months and 5 days, as occurred with Zachary Taylor in 1850 (dying of a digestive ailment). The Pence Presidency seems inevitable.“
  • Will Trump Be the Death of the Goldwater Rule? – Jeannie Suk Gersen – The New Yorker, 23.08.2017
    • „A strange consensus does appear to be forming around Trump’s mental state. Following Trump’s unhinged Phoenix speech, James Clapper, the former director of National Intelligence, said on CNN, “I really question his … fitness to be in this office,” describing the address as “scary and disturbing” and characterizing Trump as a “complete intellectual, moral, and ethical void.” Last week, following Trump’s doubling-down on blaming “many sides” for white-supremacist violence in Charlottesville, Senator Bob Corker, a Republican from Tennessee, said that the President “has not yet been able to demonstrate the stability, nor some of the competence, that he needs” to lead the country. Last Friday, Representative Zoe Lofgren, a Democrat from California, introduced a resolution urging a medical and psychiatric evaluation of the President, pointing to an “alarming pattern of behavior and speech causing concern that a mental disorder may have rendered him unfit and unable to fulfill his Constitutional duties.” Lofgren asked, in a press release, “Does the President suffer from early stage dementia? Has the stress of office aggravated a mental illness crippling impulse control? Has emotional disorder so impaired the President that he is unable to discharge his duties? Is the President mentally and emotionally stable?”
    • „The Goldwater Rule was meant to prevent psychiatrists from politicizing their authority. But now it’s muzzling them in the midst of a vital public debate. (…) The Goldwater rule was an overreaction to psychiatrists wielding their professional badge to do politics. Today, the profession risks protecting itself from the taint of politics by withholding expertise from a vital public debate—a situation that seems no less irresponsible.“
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11 Kommentare

  1. Herr Wichmann,
    wir folgen gerne Ihrem Blog, den wir für seine intelligenten und informierten Artikel schätzen.

    Wo aber liegt Ihre Obsession mit Trump? Jeder hat eine Meinung über den US-Präsidenten, der gerade wegen seinen ungewöhnlichen Eigenschaften gewählt wurde. Der Wahlkampf ist vorbei und ca. 150 Mill. Amerikaner haben sich für ihr Oberhaupt entschieden.

    Wir finden es – generell – respekt- und würdelos gegenüber der Gesellschaft im allgemeinen und dem Amt im beonderen, wie in herablassender und persönlicher Weise über Trump hergezogen wird. Wenn man die Frisur, Gestik und Krawattenbreite (wie ein „Babylatz“!) braucht um einen Menschen niederzuschreiben, dann sind seine Gegner wohl die kleineren Geister.

    Die US Medien, die Sie zitieren, seit langem hoffnungslos links-liberal (progressives), sind in der Tat keine objektive Quelle – besonders CNN! Die Demokraten würden Hillary bejubeln, egal welche Kriege und Betrügereien sie vom Zaun gebrochen hätte. Sie musste zunächst mit „extreme prejudice“ gestoppt werden, schon alleine, dass der Kanzlerin ihre Brutflüssigkeit entzogen wird.

    Spricht man von pathologischem Verhalten, gibt es bei uns die viel besseren Studienobjekte.

    Die Psycho-Szene in den US ist eine Wurzel der „progressives“. Diese linken Kurpfuscher unterstützen eine neurotische Gesellschaft aus eigenem Interesse. Eine Regierung, die (hoffentlich) diesem ganzen sozialen Spuk ein Ende bereitet, muss mit allen Mitteln gestoppt werden – es beweist die niedrigen ethischen Schranken dieser Berufsgruppe, und denen die dahinterstecken.

    Scheitert Trump dieses Jahr mit wichtigen Reformen, gehören wir – mit Ihnen – zu den ersten, die dieses anprangern werden. Inzwischen macht die Regierung Merkel mehr Dreck als wir wegschaufeln können. UMn.

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    • Markus Wichmann

       /  16. Februar 2017

      „Wo aber liegt Ihre Obsession mit Trump? Jeder hat eine Meinung über den US-Präsidenten, der gerade wegen seinen ungewöhnlichen Eigenschaften gewählt wurde. Der Wahlkampf ist vorbei und ca. 150 Mill. Amerikaner haben sich für ihr Oberhaupt entschieden.“

      Mit den 150 Mill. haben Sie sich mächtig vergaloppiert. Von den ca. 230 Mill. wahlberechtigten Amerikanern haben überhaupt nur 137 Mill. gewählt, davon ca. 66 Mill. Clinton und 63 Mill. Trump. Also hat nur etwa jeder vierte Wahlberechtigte das gegenwärtige „Oberhaupt“ aller Amerikaner gewählt!

      Meine Meinung zum derzeitigen US-Präsidenten habe ich gewiss genügend deutlich gemacht. Ich halte seine Wahl für einen Unfall der Geschichte, bin allerdings einigermaßen zuversichtlich, dass er das Präsidentenamt nicht lange innehaben wird. Dass er „gerade wegen seiner ungewöhnlichen Eigenschaften gewählt wurde“, zeigt einmal mehr, wie geschickte rechtspopulistische Demagogen es schaffen, große Teile der Bevölkerung zu einem irrationalen Wahlverhalten zu verleiten. Die betreffenden sozialpsychologischen Mechanismen haben sich offenbar auch in den letzten hundert Jahren kaum verändert.

      Und nun stehen sie da mit ihrem neuen „Oberhaupt“, die Amerikaner, und zwar alle, auch die 75 %, die diesen „ungewöhnlichen“ Immobilienunternehmer und Showstar nicht gewählt haben. Und erkennen schmerzhaft, dass es eine Sache ist, Wahlkampfreden zu halten und gigantische Versprechungen zu machen, und eine ganz andere, ein Land zu regieren. Bei der Bewältigung dieser Aufgabe hat Mr. Trump sich bisher nun wirklich nicht mit Ruhm bekleckert, sondern ziemliches Chaos produziert. Abgesehen von seinen gravierenden Charakterschwächen ist er, was das Regieren angeht, absoluter Amateur, der zudem größte Schwierigkeiten hat, einen einigermaßen effizient gestalteten, geordneten Arbeitsalltag zu bewältigen. Der keine Akten liest und seine Mitarbeiter anweist, Vorlagen und Briefings auf eine Seite zu beschränken und am besten stichwortartig mit Spiegelstrichen („bullet points“) zu arbeiten.

      Sie scheinen es übrigens nicht bemerkt zu haben: mit zunehmender Länge wird Ihr Kommentar immer unsachlicher, polemischer, ja geradezu primitiv. Oben hui, unten pfui, könnte man sagen. Wer hier „Dreck macht“, wird sehr augenfällig. Am Ende hat man den Eindruck, Sie wollten sich einfach mal so richtig auskotzen. Das Merkwürdige ist nur: die größten „Dreckmacher“ sind chronisch nicht in der Lage wahrzunehmen, dass sie selbst es sind, von denen (geistige) Verschmutzung ausgeht. Das passt nicht zum Selbstbild und muss auf Andere projiziert werden.

      Ich schließe mit Bertolt Brecht, dessen „Arturo Ui“ auch gut zu Trumps „aufhaltsamem Aufstieg“ passt:

      „Ihr aber lernet, wie man sieht statt stiert
      Und handelt, statt zu reden noch und noch.
      So was hätt einmal fast die Welt regiert!
      Die Völker wurden seiner Herr, jedoch
      Dass keiner uns zu früh da triumphiert
      Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!“

      Bertolt Brecht, Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui – Epilog .

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  2. Vermutlich hat die Art, wie Donald Trump redet und handelt, durchaus Methode:
    Wirres Zeug reden und sein Gegenüber damit verwirren, um anschließend zu handeln, wie er es für richtig hält.
    Diese Methode ist mir in kleinen Privatfirmen seitens der Chefs sowie in Gesprächen mit sehr religiösen Menschen manchmal begegnet …

    So kann man vielleicht eine Bananenrepublik „regieren“ — oder einen etablierten demokratischen Rechtsstaat in eine Bananenrepublik umwandeln.

    Eckhardt Kiwitt, Freising

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  3. Lieber Herr Wichmann,

    ihre scharfe Replik hat uns getroffen! Die Belehrung über die Wählerstimmen täuscht nicht darüber hinweg, dass Trump, innerhalb des US-Systems, demokratisch bestätigt wurde.

    Ihre Meinung haben Sie in der Tat kundgetan, aber unsere Frage über Ihre Motivation damit nicht beantwortet.

    Was die „rechtspopulistischen Demagogen“ angeht, behaupten wir, dass diese von ihren progressiven Kollegen (wie auch hier) bei weitem in den Schatten gestellt werden. Der Beweis liegt in dem hysterischen Nachstrampeln der liberals und undemokratischen Drohungen und Forderungen – und eben dieser würdelosen Aktion einer kleinen Klasse von head-shrinker aus Woody Allens „Stadtneurotiker“. Betrügerischer Winkeladvokat aus Arkansas: 0 / „Immobilienunternehmer und Showstar: 1

    Sie schreiben ein Requiem auf eine Amtszeit, die ein paar Wochen alt ist und übernehmen die Tiraden der linken Medien und Trump-Gegner – als hätten Sie ihn ein paar Tage selbst begleitet – ohne alternativen Analysen Raum zu geben. Wie sachlich ist das?

    Ihr „Unfall der Geschichte“ erweist sich erst später, wenn er dann auch Geschichte ist.

    Hier etwas echte Polemik: Was ist schon das Blut von zehntausenden Kriegs- und Anti-Terror-Opfern an den Händen eines Demokraten gegen die (noch) reinen Hände eines Rechtspopulisten!

    Ihre Reaktion über den „Dreck“ ist unnötig ausfällig, und „ausgekotzt“ haben Sie sich wohl selber reichlich – was ihnen auf Ihrem Blog zusteht. Ihr Brecht-Zitat passt jedoch nicht zu diesem Niveau.

    Vielleicht dürfen wir aber mit Hegel zurückzitieren?: „…der Deutsche stellt seine selbstgebildeten Begriffe viel höher als die ihn umgebende Wirklichkeit. Hat er sich einmal eine bestimmte Ansicht zurechtgemacht, so geht er infolge seiner Hartnäckigkeit in seiner Absonderung fast bis zum Wahnsinn fort.“

    Wir hoffen aufrichtig, wir können zu durchdachten Argumenten zurückfinden!

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    • Markus Wichmann

       /  26. Februar 2017

      Das Hegel-Zitat gefällt mir!

      Was die „Trump-Obsession“ angeht: Ich halte diesen Mann in der Position des US-Präsidenten einerseits für eine Lachnummer, andererseits stellt er aber auch eine Gefahr für den Weltfrieden dar, imho. Überdies widerspricht die (präfaschistische) BannonDugin-Ideologie so ziemlich allem, was ich für richtig halte.

      Besten Gruß.

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      • Freut uns, dass es Ihnen gefällt.
        Der Deutsche urteilt schnell und ‚endgültig‘, mit seiner eigenen Kultur als Vergleichsbasis. Der US Präsident vertritt eben seine wesentlich unterschiedliche Gesellschaft – er ist nicht der Gewinner einer Weltpräsident-Wahl.
        Politik ist in der Tat oft lächerlich (im tragischen Sinne). Dazu fallen mir eher Namen ein wie Mugabe, Kim jong-un, und hier Claudia Roth, Dobrinth und Hofreiter. 🙂
        Weg. ‚Weltfrieden‘ würde uns interessieren, ob Sie eine Annäherung an Russland friedensbedrohender finden als die Kriegspläne der Demokraten?

  4. Markus Wichmann

     /  27. Februar 2017

    „Politik ist in der Tat oft lächerlich (im tragischen Sinne). Dazu fallen mir eher Namen ein wie Mugabe, Kim jong-un, und hier Claudia Roth, Dobrinth und Hofreiter.“

    Aber in diese Reihe gehört doch nun wirklich auch Donald Trump! Ich würde ihn auf einen der ersten 3 Plätze setzen – vielleicht hinter Mugabe, der – wie man hört – sogar noch als Leiche kandidieren will bzw. soll. Aber an Mugabe und Kim Jong-Un kann man erkennen, wie gut „lächerlich“ (in unseren Augen) und „mächtig“ Hand in Hand gehen können.

    Ist es nicht so, dass Diktatur und Polizeistaat als Staatsform grundsätzlich vom Übel sind, und eine populistische Autokratie als Vorform dessen auch? Allemal in einem Land mit einer so langen demokratischen Tradition wie es die Vereinigten Staaten sind?

    Was eine Annäherung der USA und Russlands angeht, so kommt es auf die Art und Weise der Annäherung an. Wenn sie um den Preis der Aufgabe völkerrechtlicher Prinzipien zustande käme, hielte ich das für problematisch. Wenn sie in einem friedenspolitischen Geist (vgl. Willy Brandt) erfolgt, wäre das sicher ein Fortschritt. Die Bush’schen Raketen in Polen habe ich immer ebenso für falsch gehalten wie Obamas Rede von Russland als Regionalmacht.

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  5. Wir scheinen uns näherzukommen. Alle genannten „Politclowns“ haben, neben seltsamem Gebaren, handfeste Handlungs-Beweise ihrer Demenz geliefert. Bei Trump stehen die noch aus. Erinnern wir uns, dass Obama den Friedenspreis als Vorschuss bekam und zum Gegenteil agierte. Trotzdem schaffte er dieses Image eines Gerechten – eben wie dies vor ihm schon Clinton gelang. Für uns sind das die gefährlicheren Menschen.

    Für Ihren 2. Absatz sehen wir keine Substanz. Keinem US-Prez würde die Diktatur gelingen. Einer der Hauptgründe ist der, dass die US eben KEINE DEMOKRATIE sind, sondern eine konstitutionelle REPUBLIK. Das wird meist übersehen. Wie wir schon vorher irgendwo schrieben: „Die Demokratie ist die effektivste Form der Diktatur“.

    Trump ist uns in der Tat etwas unheimlich, aber mit solchen Wechselbädern sollte man rechnen, wenn man seine Bürger zu sehr in die staatliche Abhängigkeit treibt. Der metaphorische kräftige Tritt in den staatlichen Hintern ist hier längst überfällig. Vielleicht kommt er hier auch bald aus dem Lande der schnell-rostenden Autos an.

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  6. Markus Wichmann

     /  28. Februar 2017

    „Alle genannten „Politclowns“ haben, neben seltsamem Gebaren, handfeste Handlungs-Beweise ihrer Demenz geliefert. Bei Trump stehen die noch aus.“

    Och nöö… – Trump weniger „dement“ als Claudia Roth oder Anton Hofreiter? Echt nicht. Übrigens, warum sprechen Sie von „dement“? Das ist gewiss noch nicht hate speech, aber es ist eine Sprache, die Verachtung zum Ausdruck bringt. Auch nicht viel sympathischer. Das war es auch, was mir an dem ersten alphachamber-Kommentar (oben) missfallen hatte – „der Kanzlerin ihre Brutflüssigkeit entzogen“, „linke Kurpfuscher“, „sozialer Spuk“, „Regierung Merkel macht mehr Dreck, als wir wegschaufeln können“ – das ist alles Verachtungssprache. Wobei ich übrigens in dem Satz mit Kanzlerins Brutflüssigkeit keinen Sinn entdecken konnte. Zu der um sich greifenden Sprachverrohung im Netz empfehle ich den Artikel von Norbert Bolz in der neuen Cicero-Ausgabe. Ein beklagenswertes Phänomen.

    Dass die USA Ihrer Meinung nach keine Demokratie sind, sondern eine konstitutionelle Republik, halte ich offen gesagt für staatstheoretischen Unfug. Die beiden Begriffe gehören zwei verschiedenen Kategorien an – Demokratie ist eine Herrschaftsform, eine (konstitutionelle) Republik hingegen eine Staatsform. Deshalb finden Sie z.B. den Begriff „Demokratie“ in der Wikipedia-Liste der Herrschaftsformen, nicht aber den Begriff „Republik“, den Sie allerdings in der Liste der Staatsformen und Regierungssysteme finden, wo der Begriff „Demokratie“ indes fehlt. Sie begehen m.E. einen Kategorienfehler.

    Ihrem letzten Absatz entnehme ich, dass Sie für weniger Staat eintreten, was zu den „linken Kurpfuschern“ und dem „sozialen Spuk“ passt. Dem würde ich mit Marx entgegnen (zitiert nach Wikipedia – s. unten „Kritik“): „All die Bourgeoisie-Ökonomen sind sich dessen bewusst, dass die Produktion besser unter der Aufsicht einer modernen Polizei als unter dem Prinzip ‚Macht gibt Recht‘ vonstatten geht. Sie vergessen nur, dass dieses Prinzip auch eine legale Dimension enthält und dass das Recht des Stärkeren auch in ihren ‚konstitutionellen Republiken‘ gilt, nur in anderer Form.“

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  7. Guten Morgen Herr Wichmann,

    “Das ist gewiss noch nicht hate speech, aber…”
    Damit begeben Sie sich auf eine unangenehme rhetorische Linie. Zwar ohne den klaren Vorwurf, sollen unsere Texte dennoch abgewertet erscheinen. Gut, Sie bringen 3 lange Artikel über Trumps Zurechnungsfähigkeit; aber Demenz wird bei uns zu “sprachlicher Verrohung”?

    „der Kanzlerin ihre Brutflüssigkeit entzogen“, „linke Kurpfuscher“, „sozialer Spuk“, „Regierung Merkel macht mehr Dreck, als wir wegschaufeln können“.
    Ja, dieses System und diese Regierung ist uns aufs Äußerste zuwider, weil sie uns in den Vorhof des Faschismus zurückführte, anstatt…(hier die gut zusammengefassten Gründe: https://susannekablitz.wordpress.com/2017/02/10/dieses-land-ist-unrettbar-verloren/

    Hätten wir schreiben sollen: “Nährboden” und “ Schmutz”? Ernsthaft? (Wir brauchen keinen “Norbert Bolz” um Niveau zu bewahren. „4-letter-words“ und Begriffe unter der Gürtellinie werden Sie bei uns nicht finden. Hier haben wir selbst darüber geklagt: https://huaxinghui.wordpress.com/2015/12/21/begrifflicher-untergang/)

    Im Übrigen machen Sie neue Fässer auf und das Thema Trump ist verblasst. Dieser Dialog geht nun in eine Debatte über – und debattieren tun wir nicht. Wiki dient uns nur in äußersten Fällen als Bezugsquelle. Aber, für was es Wert ist: “Staatstheoretischer Unfug” ist der vorgegebene Unterschied zwischen Herrschafts- und Staatsform. Was war denn die “Herrschaftsform” in der Römischen Republik? Die BRD ist weder eine echte Demokratie noch eine “Republik”! Wenn Sie damit fremdeln, lesen Sie mal in den Verfassungen Chinas, Vietnams oder Kambodschas, und schreiben uns, zu welchen „Kategorien“ Sie diese rechnen.

    Es ist Ihr Blog und es ist nur recht und billig, wenn Sie auch das letzte Wort darin behalten. Wir freuen uns auf eine neue Diskussion.

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  1. Congratulations, we are sorry! | PI - München

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