Religionspathologie: Katholische Kirche gibt Wunder bekannt

Eben habe ich Papst Benedikt noch gelobt, weil mir seine Wortschöpfung „Pathologien der Religion“ so treffend erschien, und nun dies: Ein Wunder will man gefunden haben, das der letzte Papst vollbracht haben soll.

Eine schwerkranke französische Ordensfrau soll er geheilt haben. Dokumente sollen dies belegen, die dem Vatikan am Montag übergeben werden. Eigens eine Messe wird aus diesem Anlass gefeiert, zu der Pilger aus der ganzen Welt erwartet werden. Zwei Jahre lang werden die Dokumente dann geprüft, erst danach darf Papst Johannes Paul II. selig gesprochen werden. Ihn gleich heilig zu sprechen, wie die Gläubigen bei seiner Beerdigung mit „santo subito“– Rufen forderten, kommt nicht in Frage. Unser deutscher Papst achtet streng auf die Einhaltung der kirchenrechtlichen Regeln.

Nun richtet dies alles zwar keinen direkt erkennbaren Schaden an, wie z.B. die menschenverachtende Haltung der katholischen Kirche zur Empfängnisverhütung in Zeiten von Aids – aber eine Pathologie der Vernunft, die der Papst gewöhnlich in einem Atemzug mit den Religionspathologien nennt, ist es schon.

Es gibt noch viel zu tun, lieber Benedikt, um Deinen Laden aus dem Mittelalter ins 21. Jahrhundert zu führen…

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2 Kommentare

  1. Markus Wichmann

     /  30. März 2007

    Ein Artikel mit dem Titel „Hilfe von oben“ aus der Zeitschrift „Gehirn & Geist“ geht derartigen „Wundern“ genauer auf den Grund.
    „Wenn Menschen zu Gott sprechen, bitten sie nicht selten um Erlösung von Krankheit und Leid. (…) Spielen Glaube und Religiosität für unsere Gesundheit eine Rolle?“ fragen die Autoren Sabine Kersebaum (Biologin) und Dr. Michael Utsch (Psychologe) und referieren dazu aufschlussreiche Erkenntnisse.

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  2. … Fragt sich, ob „solche“ „Läden“ im 21. Jahrhundert überhaupt noch gebraucht werden.

    Der katholischen Kirche ist es – so zumindest MEIN Eindruck – nicht wichtig, daß Menschen überhaupt religiös sind, sondern daß Menschen KATHOLISCH-religiös sind. Sonst würde sie sich doch ganz anders im intellektuellen Raum positionieren. So wie sie sich derzeit positioniert – und das ist doch unübersehbar – FÖRDERT sie ja überall Atheismus, weil sie unglaublich starr an ihrem Konzept des „Katholisch-Religiösen“ mit supernaturalistischen Konzepten festhält. Von jemandem, der es wirklich ehrlich meinen würde, mit den Menschen, von einem solchen würde ich anderes erwarten. Ebenso von jemandem, der Religiosität an sich als das Innerste des Humanums selbst ansieht, was doch sicherlich auch katholische Priester von sich behaupten würden. Wie gesagt, sie behaupten es, handeln aber – kaum – danach.

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